20. Juli 2019

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"Hallo RIAS, hier ist Houston" Die Mondlandung live im Radio.

AS11-40-5850

Tolles Dokument "aus den Archiven" beim Deutschlandfunk Kultur: Die RIAS-Live-Reportage von der Mondlandung - ein schönes Kuddelmuddel zwischen nicht funktionierenden Schalten, sich überschlagenden Ereignissen und einander ins Wort fallende Moderatoren, die aber - wohlgemerkt - einen richtig guten Job machen. Der Stand der Medientechnik der 60er lässt die Reportage immer wieder in Gefilde umkippen, die man heute dem Genre "Klangkunst" zuordnen würde.



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Theodor W. Adorno: Vortrag über Rechtsradikalismus.

Als gespenstisch aktuell bezeichnen die Kritiker einen gerade als Buch veröffentlichten Vortrag, den Theodor W. Adorno 1967 vor österreichischen Studierenden über den Rechtsradikalismus - damals mit Blick auf die NPD - gehalten hat. In der Österreichischen Mediathek kann man die Originalaufzeichnung nachhören.

Weiteres: Suhrkamp hat eine Leseprobe als PDF.

18. Juli 2019

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Coole Coups. Der Filmemacher Klaus Lemke.



Klaus Lemkes wunderbaren "Neue Götter in der Maxvorstadt" (hier meine Kritik, dort die tolle von Ekkehard Knörer) gibt es derzeit noch eine ganze Weile in der ZDF-Mediathek - meine Empfehlung!

Auch sehr empfehlenswert: Friedemann Beyers Radio-Feature "Coole Coups" über Lemke, das es derzeit noch beim Bayerischen Rundfunk online gibt (mp3).



Sehr schön (und mit einem kleinen Vorsetzer von yours truly) ist auch das große Radiointerview, das Christine Watty letztens für den "Kompressor" (Podcast) im Deutschlandfunk Kultur führte (mp3):

16. Juli 2019

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"Hyänen". Radio-Klassiker online.



(via) 1971 zog es Radiomacher Peter Leonhard Braun in die nächtliche Wüste von Tansania, um dort mit dem Mythos der Hyänen als Aasfresser aufzuräumen. Sein so lakonisch betiteltes wie lakonisch gescriptetes Radiofeature "Hyänen" ist ein Klassiker der Radiokunst, der einen ganz dicht ans Jagdverhalten der Hyänen heranholt und dabei ganz nahe Eindrücke der komplexen Lautsprache dieser Tiere gestattet. Ein heute noch faszinierendes Hörerlebnis - unbedingt in Ruhe und mit Kopfhörer hören!

Derzeit online beim NDR, hier als Direktlink fürs Privatarchiv und außerdem im folgenden eingebettet:



(Bild: F. Lüdecke, 1882, via Wellcome Collection, CC BY 4.0)

15. Juli 2019

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BBC-Podcast "13 Minutes to the Moon"



"1202, 1202": Wenn man sich in der letzten Phase des Landeanflugs auf den Mond befindet und der Bordcomputer einem fortlaufend meldet, dass er schon einmal vorsorglich selber abgestürzt ist, dann weiß man, was Muffesausen wirklich ist. Ein Longread auf "Wired" befasst sich ausführlich mit diesem Moment, als die Mondlandung (nicht einmal mehr) am seidenen Faden hing. Deutlich ausführlicher ist da noch der BBC-Podcast "13 Minutes to the Moon", der diese Krise in den letzten 13 Minuten der erste Mondlandung zum Anlass nimmt, um das Jahre dauernde Unterfangen "einen Mann auf den Mond und sicher wieder nach Hause zu bringen" detailliert aufzufächern. Toll produziert und sehr hörenswert (auch wenn sich dafür mit Hans-Zimmer-Bombast die Ohren zukleistern lassen muss).

Bonus: Das "Apollo 11"-Album der NASA auf Flickr.

9. Juli 2019

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Chernobyl - Podcast zur HBO-Serie.

Indeed do believe the hype: Die HBO/Sky-Serie "Chernobyl" ist tatsächlich nochmal herausragendes Quality-TV im Spätherbst der Form - was damit zusammenhängen mag, dass die Miniserie extrem verdichtet ist und einen klaren dramaturgischen Bogen entfaltet (vom atemberaubenden Production Design und Hildur Guðnadóttirs wunderbaren Drones ganz zu schweigen).

Aufschlussreich, erhellend und vor allem: verdammt interessant ist auch der Podcast, den HBO als flankierendes Angebot produziert hat und der somit wärmstens ans Herz gelegt wird. Creator Craig Mazin spricht darin detailliert über den Stoff, seine Recherchen und die Serie allgemein.

5. Juli 2019

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Roland Klick zum 80. Geburtstag

Zuerst erschienen in der taz

Das Kino der alten Bundesrepublik ist eines der aufregendsten der Welt – entgegen seines Rufes, nur wenig zu bieten, was über museale Aspekte hinaus weist. Es ist ein Kino, das von den einen beansprucht und den anderen attackiert wurde, das mal dem Publikum, mal der Kritik hinterher rannte, das sich mal stickig in der Vergangenheit befangen zeigt – man war ja gerade erst aus dem Faschismus hervorgegangen – und mal die weite Freiheit suchte.

Als ein Kino der Widersprüche hat es vielleicht keine monolithischen Meisterwerke hervorgebracht, aber viel Kontext und Diskurse, die bis heute kitzeln. Als eine Filmgeschichte der fortlaufenden Vatermorde hat die Zeitung Die Welt die Filmgeschichte der alten Bundesrepublik vor Kurzem eingeschätzt.Voll widerstrebender Energie sind die Filme des Regisseurs Roland Klick. Am 4. Juli 2019 wird er 80 Jahre alt, was den Berliner Kinos Lichtblick und Wolf eine Retrospektive wert ist – natürlich in Anwesenheit des Meisters.


Dass keine offizielle Kinemathek Klick würdigt, sondern kleine, mit Herzblut betriebene Programmkinos, ist symptomatisch: Längst ist Klick der Säulenheilige einer widerständigen Filmkultur von unten – in den 90er Jahren feierte ihn die Underground-Filmzeitschrift Splatting Image, das damals noch rumpelige „Filmgalerie 451“-Label machte den Verfemten in einer Werkedition neben Schlingensief zum Aushängeschild. Heute adeln Liebhaber-Labels wie Subkultur Entertainment ihr Programm mit seinen Filmen. Berliner Maverick-Kinos holen den in Hamburg lebenden „Filmjunkie“, wie er sich selbst nennt, regelmäßig nach Berlin.

Von Anfang an kämpfte Klick gegen Widerstand. Vor den Kulissen schönster BRD-Tristesse erzählt sein Debütlangfilm „Bübchen“ (1968) von einem vernachlässigten Jungen, der grundlos seine kleine Schwester ermordet – eine in ruhigen Bildern gehaltene, aber umso wütender brodelnde Demontage des Wirtschaftswunder-Kleinbürgertums. Den damaligen Kritikern, aber auch der Konkurrenz aus dem Neuen Deutschen Film galt der Film als zu wenig psychologisch, zu spekulativ.


„Deadlock“ (1970), Klicks wohl bekanntester Streich, ist ein in der israelischen Wüste in Sichtweite zu damaligen militärischen Konfliktlinien gedrehter, irre flirrender Krautrock-Western italienischer Machart, zu dessen glühenden Fans niemand Geringeres als der legendäre Regisseur Alejandro Jodorowsky gehört.

Wie Schakale umschleichen sich hier mitten im Nirgendwo zwei Bankräuber sowie der junge Mario Adorf als verlassener Tropf, der sich im festen Glauben, dass ihm das Glück endlich einmal zugezwinkert hat, ins Elend reißt.

Ganz viel Existenzialismus, ganz viel Verzweiflung – und die Band Can spielt dazu die angemessen pathetische, auf die 12 zielende Musik. Unterhaltungskino lautete damals der Vorwurf – nach Intrigen aus der Branche kam der Film nicht nach Cannes, wo er prominent laufen sollte. So erzählt das Klick zumindest heute.


Sein Film „Supermarkt“ handelt von einer Odyssee eines Gammlers durchs Hamburger Milieu zwischen Elendskneipe, Kunstschickeria und Polizeibude, der sich schließlich in einen Überfall auf den titelgebenden Supermarkt verstrickt. Während die alte Filmbranche auf St. Pauli noch spekulative Groschenheft-Filme fürs Bahnhofskino kurbelte, legte Klick mit der melancholischen Untergangsballade aus dem Jahr 1974 neben Klaus Lemkes „Rocker“ den zweiten definitiven Hamburg-Film vor.

Sechs Jahre, drei Meisterwerke, geboren in Schweiß und Tränen. Das mit den Tränen blieb Klick erhalten: Weiterhin angefeindet, wurde es für ihn beruflich schwieriger. Zum Fiasko geriet die Zusammenarbeit mit dem Filmproduzenten Bernd Eichinger: Ursprünglich für „Die Kinder vom Bahnhof Zoo“ vorgesehen, wurde Klick kurz vor Drehbeginn geschasst. Es folgte der Berliner Punkfilm „White Star“ mit einem sensationell zugekoksten Dennis Hopper, der den Film völlig an sich reißt und explodieren lässt – heute eine interessante Filmruine.

Sandra Prechtels schönes Filmporträt über Klick, „The Heart is a Hungry Hunter“, erzählt eindringlich von solchen Rückschlägen. Aber am besten hört man sich das alles selbst im Original an, wenn Klick im Lichtblick davon erzählt. Sein schalkisches Lachen, seine unbändige Energie, seine Lust am Erzählen hat er sich bis zuletzt bewahrt.

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